Heute startet die deutsche Nationalmannschaft in die Fußball-WM – bei schönstem Wetter, Sonne und über 30 Grad. Mit neu gebauten Stadien. Klingt doch schön, oder?
Wenn man den Fakt außer Acht lässt, in welchem Land die diesjährige Fußball-WM stattfindet. Katar. Ein Land, in dem demokratische Prinzipien keinen Anklang finden. Ein Land, in dem Frauen und die ganze LGBTQ+-Gemeinschaft mit Füßen getreten wird und zweite Gruppe harten Strafen ausgesetzt ist. Ein Land, in dem Menschen Angst haben müssen, etwas Falsches oder viel mehr „das Falsche“ zu sagen.
Ich könnte jetzt noch einige Fakten zu diesem undemokratischen Land aufzählen, aber klar wird: In diesem Land hätte niemals eine WM – egal in welcher Sportart – stattfinden dürfen. Also wie ist es dazugekommen, dass in Katar eine Fußball-WM stattfinden kann? Die Entscheidung wurde bereits vor knapp zwölf Jahren getroffen, als der damalige FIFA-Präsident Sepp Blatter den Umschlag öffnete und verkünden durfte, dass die WM im Jahre 2022 in Katar stattfinden dürfe! Und seitdem ebbte die Kritik am Austragungsort Wüstenland zurecht nicht ab. Korruption, Intransparenz und Bestechung sind Wörter, die während, aber auch schon vor der Debatte immer wieder fallen. Ich bin mir sicher, dass die FIFA nicht erst seit der Vergabe der WM in Katar schon durchaus korrupt war. Und obwohl die Kritik seit dem Tag der Vergabe im Jahre 2010 nicht abnimmt, hat die FIFA keine Fehler eingeräumt und vor allem keine Maßnahmen ergriffen, den Vergabeort rückgängig zu machen (Wahrscheinlich, weil man dann auch das ganze Bestechungsgeld zurückzahlen müsste).
Von der FIFA kann man nun also keinen moralischen Kompass erwarten, aber von wem dann? Von unserer Ampel-Regierung? Von den Landesregierungen? Von den Städten oder von den Kommunen? Von der Bundesregierung kam bisher nicht viel, außer dass unsere Innenministerin Faeser uns allen hoch und heilig versprochen hat, dass alle Reisenden sich dort sicher im Land aufhalten können. Mir ist nicht klar, ob damit vor allem die gekauften Reisenden von Katar gemeint sind, die für jeden Jubel Geld bekommen, überspitzt gesagt. Aber es ist doch schön zu wissen, dass man sich sicher in einem neugebauten Stadion aufhalten kann, bei deren Arbeiten tausende Menschen gestorben sind, laut Quellen der Öffentlich-Rechtlichen. Genauso schön zu wissen, dass man sicher durch die Straßen gehen kann, während hinter verschlossenen Türen Frauen und Homosexuelle geschlagen werden, weil sie sich mal wieder nicht an die Regeln ihres Landes gehalten haben.
Ich möchte an dieser Stelle niemanden etwas vorschreiben, aber ich möchte an den gesunden, und vor allem demokratischen Menschenverstand, von jedem appellieren, diese WM weder auf der Couch im eigenen Heim noch bei zehn Bier in der Kneipe und auch nicht auf dem großen Platz der Stadt beim Public Viewing zu verfolgen (falls es Public Viewing in diesem Jahr überhaupt irgendwo geben sollte). Wenn wir schon von unserer eigenen Regierung keine Solidarität erwarten können, dann sollten wir uns zumindest selbst solidarisch zeigen. Wir sollten uns solidarisieren mit all den unschuldigen Menschen, die während der Arbeiten gestorben sind. Solidarisieren mit allen Frauen und Menschen der LGBTQ+-Community, die sich in ihrem Land immer noch nicht frei bewegen dürfen. Kleiner Fact: Wenn wir den Fernseher auslassen, können wir nebenbei noch ganz einfach Energiekosten sparen. Die Energie wird unter anderem im traditionellen Fußballland Katar benötigt, um die Stadien, die danach wahrscheinlich nie wieder benutzt werden, herunterzukühlen.
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